Viele Vogel- und Fledermausarten siedeln sich gerne in der Nähe des Menschen an. Sie nutzen Gebäude als Ersatz für natürliche Brutplätze in Felsen oder Bäumen. Wenn Brutmöglichkeiten in Siedlungen verloren gehen, weil Einfluglöcher oder Brutnischen verschlossen oder Gitter zur Abwehr von Vögeln angebracht werden, können Nistkästen Abhilfe schaffen. Bei ihrer Anbringung gibt es jedoch einiges zu beachten, denn so unterschiedlich wie die Arten sind auch ihre Ansprüche an ihre Fortpflanzungsstätten.
Der NABU Landesverband Berlin hat eine mehrjährige Studie durchgeführt, um herauszufinden, wann eine Lebensstätte für Vögel und Fledermäuse geeignet ist. Im Rahmen eines umfangreichen Monitorings mit vielen ehrenamtlichen Unterstützer*innen wurde der Einfluss verschiedener Parameter auf die Annahmewahrscheinlichkeit der am häufigsten vorkommenden Gebäudebewohner (Haussperling, Mauersegler, Mehlschwalbe, Zwerg- und Breitflügelfledermaus) untersucht. Aus den Ergebnissen ergaben sich die nachfolgenden Empfehlungen.
Der ganzjährig in Berlin vorkommende Haussperling und der Sommergast Mauersegler gelten gemeinhin als gesellige Koloniebrüter. Trotzdem scheinen sie offenbar ein gewisses Maß an „Privatsphäre“ zu bevorzugen. Daher sollte bei der Anbringung von einzelnen Nistkästen ein Mindestabstand von 1 Meter zwischen den Einfluglöchern eingehalten werden.
Zudem konnte gezeigt werden, dass das „Sperlingskoloniehaus 1SP“ des Naturschutzprodukte-Herstellers Schwegler, ein sogenannter 3-fach Kasten, unter den getesteten kommerziell erwerblichen Lösungen am schlechtesten abgeschnitten hat. Daher rät der NABU Berlin von diesem Produkt ab. Man sollte sich auf der Suche nach einer Lösung für Haussperlinge keinesfalls vom Namen abschrecken lassen: Alle von Haussperlingen gut angenommenen Kastenmodelle werden derzeit von den verschiedenen Herstellern als „Mauerseglerkasten“ angeboten.
Da Haussperlinge und Mauersegler fast identische Ansprüche an die Brutraummaße von Kästen haben, sind Nisthilfen dieses Typs für beide Arten gleichermaßen geeignet.
Aufgrund oftmals langer Lieferzeiten für Nist- und Quartierkästen kann es empfehlenswert sein, in Absprache mit den Fachgutachter*innen und der zuständigen Naturschutzbehörde individuelle bauliche Lösungen zu finden. Hierbei eignet sich für Haussperlinge und Mauersegler beispielsweise die Öffnung des Dachkastens. Hierbei sollte aber unbedingt darauf geachtet werden, dass ein Holzkasten mit den artspezifischen Maßen hinterbaut wird, um die Bruträume voneinander abzutrennen. Bauanleitungen für Nistkästen und Quartierkästen sind hier.
Außerdem sollte auch hier auf den Mindestabstand von 1 Meter zwischen den Einfluglöchern geachtet werden.
Wir empfehlen zudem, basierend auf unseren Untersuchungen, eine Anbringung von Nistkästen für Haussperlinge eher auf südlichen und südöstlichen Gebäudeseiten, da die Tiere offenbar zumindest für die erste Brut zwischen Mitte März bis Anfang Mai warme Brutstätten bevorzugen.
Anders sieht es da bei den Mauerseglern aus: Die Ergebnisse der Studie stützen die bereits in den letzten Jahren mehrfach geäußerte Vermutung, dass sich Kästen, die sich auf südlichen Gebäudeseiten befinden, zu stark aufheizen. In den Daten spiegelte sich dies durch eine deutlich geringere Nutzung der Expositionen Südosten, Süden und Südwesten durch Mauersegler wider. Nördliche, östliche und westliche Gebäudeseiten sind für Haussperling und Mauersegler etwa gleich gut geeignet.
Weiterhin gaben unsere Daten Hinweise darauf, dass besonders Mauersegler markante Gebäudestrukturen bevorzugen. Bringen Sie also Niststätten wenn möglich an vertikalen oder horizontalen Strukturen oder bestenfalls nahe an Gebäudeecken an.
Die für ihre kunstvollen Lehmnester bekannten Mehlschwalben leiden häufig an großer Wohnungsnot. Sie sind u. a. auf offene Bodenstellen angewiesen, die ausreichend lehmhaltiges Material für den Bau ihrer Nester bieten. Doch da diese in innerstädtischen Bereichen oft rar sind, stellen künstliche Nester aus Holzbeton eine geeignete Alternative dar.
Auch wenn Mehlschwalben meist in größeren Gruppen zu sehen sind und gemeinhin als wahre „WG-Typen“ gelten, konnten wir mit unseren Ergebnissen zeigen, dass auch hier ein Mindestabstand von 1 Meter zwischen zwei Doppelnestern empfehlenswert ist. Weiterhin sollten die Nester unbedingt witterungsgeschützt, z. B. unter einem Dachtrauf angebracht werden. Je nach Möglichkeit sollten Sie die Nester so hoch wie möglich anbringen, da Mehlschwalben höher gelegene Nester zu bevorzugen scheinen.
Schwalbentürme/Schwalbenhäuser/Artenschutzhäuser werden zwar teilweise von Mehlschwalben angenommen, unsere Untersuchungen haben allerdings gezeigt, dass sie im Vergleich zu den künstlichen Nestern am Gebäude schlechter abschneiden. Daher empfehlen wir, mindestens einen Teil der Ersatzniststätten an geeigneten Stellen an Gebäuden und damit nahe den ursprünglichen Brutorten anzubringen.
Weiterhin scheinen Mehlschwalben die stark der Wärme ausgesetzten Südseiten zu meiden, weswegen wir die Anbringung an nördlichen und östlichen, nötigenfalls auch an westlichen Gebäudeseiten, empfehlen.
Allgemein sollten Sie bei der Anbringung von Niststätten und Fledermausquartieren auf eine Höhe von mindestens 4 Metern achten, bei dem Ersatz für Mauersegler sollten es mindestens 6 Meter sein. Werden die Kästen zu niedrig angebracht, können ein- oder ausfliegende Tiere leicht bodenlebenden Fressfeinden wie frei laufenden Hauskatzen, Waschbären und Steinmardern zum Opfer fallen.
Die Reinigung von Nistkästen wird häufig empfohlen, ist jedoch nicht rechtlich verpflichtend und an höheren Gebäuden im Regelfall auch gar nicht möglich, da die Kästen schwer zu erreichen sind. Zudem ist häufig zu beobachten, dass besonders Haussperlinge altes Nistmaterial aus den Kästen entfernen.
Fledermausquartiere werden häufig so gestaltet, dass sie „selbstreinigend“ sind, das heißt, dass der Kot nach unten hinaus rieseln kann. Auch wenn diese Hinterlassenschaften meist unbemerkt bleiben, kann es unter Umständen zu einer Kotansammlung kommen. Aus diesem Grund, aber auch um das Risiko für ungeplante Einflüge in die Wohnräume zu minimieren, sollten Sie auf die Anbringung über Fenstern und Türen oder Balkonen verzichten und auch hier die Kästen eher an markanten Gebäudestrukturen platzieren.
Der NABU Gransee setzt sich für die Sicherung und Neuschaffung von Nistplätzen bedrohter Arten ein. Ausgediente Trafoturm-Stationen, die sich besonders für den
Artenschutz eignen, werden durch uns mit Nistkästen versehen und langfristig betreut. Für Weißstörche schaffen wir neue Niststätten auf alten Strommasten. In beiden Fällen arbeiten wir eng mit
dem regionalen Netzbetreiber e.dis zusammen.
Außerdem helfen wir diversen Gemeinden, bestehende Brutmöglichkeiten in Kirchen und Scheunen zu erhalten und neue zu schaffen. Darüber freuen sich Vögel und Fledermäuse!
Wenn Sie möchten, helfen wir Ihnen beim Vogelschutz an Ihrem Gebäude - schicken Sie uns einfach eine Nachricht.
Anleitungen zum Bau von Nistkästen finden Sie hier.
Eine Übersicht aller von uns betreuten Trafotürme und aller Storchennester finden Sie hier.
Alte Trafoturm-Stationen eignen sich hervorragend für Gebäudebrüter. Oft wohnten dort sogar schon Vögel, als der Turm noch in Betrieb war.
Wird uns ein Turm überlassen, kümmern wir uns um den Innenausbau, hier für Schleiereule, Fledermäuse, Turmfalke und Fledermäuse.
Auch außen schaffen wir neue Brutplätze, indem wir Nistkästen anhängen. Außerdem werden Einfluglöcher in den Turm geschaffen.
Der fertige Turm mit den stolzen Vogelschützern. Nun können Dohlen, Falken, Eulen und Fledermäuse einziehen.
Unsere Aktivitäten zum Gebäudebrüter- und Storchenschutz werden ermöglicht durch die freundliche Unterstützung der e.dis AG, der HIT Umweltstiftung, dem NABU Brandenburg, der Hanseatischen Natur- und Umweltinitiative e.V. der Hanns R. Neumann Stiftung sowie dem Sägewerk und Holzhandel Tobi Frömmrich.